Trojaburg
 
 

12.3. Die Schwarze Sonne & die Vril-Gesellschaft

Die hier von Serrano erwähnte Schwarze Sonne ist ebenso wie die Existenz eines geheimen Zirkels innerhalb der SS, der sich selbst als „Schwarze Sonne“ oder die „Herren vom Schwarzen Stein“ (DHvSS) bezeichnet haben soll, ein besonderes Detail der Neuschwabenland-Mythen. Diese Herren vom Schwarzen Stein sahen sich demnach in der Traditionsfolge eines vorgeblichen Geheimbundes des 13. Jahrhunderts gleichen Namens. Das Erkennungszeichen dieser Gesellschaft sei dem Bodenmosaik des Nordturms der Wewelsburg entlehnt, das auch von Weisthor inspiriert worden sein soll. Trotz fehlender Quellen über dieses Bodenornament und insbesondere über den tatsächlichen Zusammenhang mit der Schwarzen Sonne findet sich diese Gleichsetzung heute in vielen Veröffentlichungen. Hintergrund des Mythos der Schwarzen Sonne  sind Ausführungen von Weisthor und dessen Schüler Emil Rüdiger über eine verloschene Sonne, genannt Santur. Diese wechsele mit der weißen, also der aktiven, ihre Polarität, so daß die beiden Sonnen abwechselnd als schwarze und weiße fungieren. Im erloschenen Zustand sei die Strahlung der Schwarzen Sonne „eine gänzlich andere“: Sie versorge „völlig unterschiedliche Bereiche (Dimensionen) des Makro- sowie des Mikrokosmos mit ihrer Energie“, wie Haasler den Mythos ergänzt. Und weiter heißt es: „Im wesentlichen kann man von drei in sich übergreifenden Zuständen (im Hinblick auf das Auftauchen in verschiedenen Kulturen) der Schwarzen Sonne sprechen. Da wäre zum einen die Schwarze Sonne als reine Materie, sprich als ein im Universum existierender Körper, und zum anderen als eine (in einer anderen Dimension), im metaphysischen Sinn, vorhandene Energie. Der dritte Zustand liegt genau zwischen diesen beiden Formen. Im Wesentlichen ist sie jedoch immer gleich; sie sendet eine Strahlung aus, welche auf die innerste Kraft im Menschen,  eines Volkes oder auch eines Zeitalters wie ein Katalysator wirkt. So hat die Schwarze Sonne in den Mythologien der Völker zwar verschiedene Erscheinungsformen, aber ihr Prinzip ist immer das Selbe.“ Der Ursprung der Vorstellung einer Schwarzen Sonne liegt dabei im Dunkeln. Es wird spekuliert, daß das Wissen über die Schwarze Sonne „vor 10 000 Jahren aus dem Norden nach Mesopotamien gelangte“. Hier, genauer im persischen Susa, findet sich jedenfalls der älteste Bildbeleg: Auf der Siegesstele des Babylonischen Königs Naram-Sin (ca. 2200 v.Zw.) findet sich neben der Sonne eine weitere als Sonne gedeutete Darstellung, die der Schwarzen Sonne entsprechen soll. Dieser König sah sich in der Nachfolge des alten Reiches der Sumerer, deren Herkunft bis heute ungeklärt ist. „Somit kann man von der Annahme ausgehen, daß sich das Wissen um die Schwarze Sonne aus der Hochkultur Altsumers in die akkadische Besatzerzeit gerettet hat“, resümiert Haasler und zitiert  eine Inschrift aus Bab-Ilu („Pforte Gottes“), einer im 18. Jahrhundert v.Zw. gegründeten Stadt im Norden des alten Sumererreiches:

Am Oben der Welt steht der Mitternachtsberg
Ewiglich wirkt sein Licht.
Des Menschen Auge kann Ihn nicht sehen -
Und doch ist er da. Über dem Mitternachtsberg strahlt die
Schwarze Sonne. Des Menschen Auge kann sie nicht sehen -
Und doch ist sie da: Im Inneren leuchtet Ihr Licht.
Einsam sind die Tapferen und die Gerechten;
Doch mit Ihnen ist die Gottheit.

„Wie aus diesem Text deutlich zu erkennen ist, wird die Schwarze Sonne als ein göttlich durchwobenes Objekt aufgefaßt, welche ihre Kraft im Innersten der Menschen freisetzt. Ihre Strahlen erreichen nur die seelischen Werte der Menschen - im Innern von uns leuchtend. Ihre Strahlen kommen vom Mitternachtsberg (Kharsak Kurra), aus dem hohen Norden der Hyperboreer, welche im Menschen das selbe Bewußtsein wachrufen, wie einst bei den Atlantern, den Söhnen des Mitternachtsberges. Die Schriften der Babylonier zeigen uns die gleichen Vorstellungen auf, die auch schon 1000 Jahre zuvor, auf der bereits angesprochenen Naram Sin – Stele, behandelt wurden.“
Eine andere Inschrift lautet:

Weiße Sonne, über der Welt Erde strahlend -
du gibst des Tages Licht.
Schwarze Sonne, im Inneren von uns leuchtend -
du schenkst die Kraft der Erkenntnis. -
Besinnend des Reiches von Atland,
das hoch bei der Himmelssäule lag
ehe  des Meeres Wut es verschlang.
Besinnend der klugen Riesen,
die jenseits von Thule kamen und lehrten


Die „Schwarze Sonne“ ist also eine „esoterische Metapher für das Licht des eigenen Inneren, der Seele der Menschen von Atlantis, den Ariern, welche die Weisheit alles Wissens von Anfang und Ende der Zeit in sich birgt und anderen davon kündet“ und „gilt somit als die arische Gotterkenntnis, die Erleuchtung und das absolute Wissen über die Zusammenhänge des gesamten Lebens aus einem arteigenen, germanischen Denken und Gefühlslebens heraus. Die ursprüngliche Farbe der ‚Schwarzen Sonne‘ ist ein tiefes Dunkelrot oder ein tiefdunkles Purpur, sie wurde jedoch - um sie als Kontrast zur ‚Weißen Sonne‘ des Tageslichtes gegenüberzustellen, als eine schwarze Sonne dargestellt, was ihr auch letztendlich den Namen gab.“
Doch wie authentisch ist diese Prophezeiung? In „Sajaha - die Prophezeiungen für ein neues Jahrtausend“ erfahren wir über deren unklare Herkunft . Sajaha soll jedenfalls eine Priesterin zur Zeit Nebukadnezars II. (18. Jh) gewesen sein. Die Prophezeiung sei eine von insgesamt 19 erhaltenen Keilschriften dieser Art gewesen und soll über Isais-Bünde, zumeist von Frauen dominierte Geheimbünde der Gnosis-Ära, zu den Tempelrittern gelangt sein. Ein Ableger der Templer, die „Herren vom Schwarzen Stein“ (DHvSS) habe im 13. Jahrhundert in Bayern die Überlieferungen bewahrt, von wo sie zum venezianischen Ordo Bucintoro (auch Ordo Imperio Nuovo) gelangten und schließlich den Weg zur „Panbabylonischen Gesellschaft“ und von hier zur „Vril-Gesellschaft“ fanden.  
Die Bezeichnung Vril findet sich dabei in der Moderne erstmals in dem 1871 erschienenen utopischen Roman „The coming Race“ des englischen Schriftstellers Edward Bulwer-Lytton (1803–1873). In diesem Roman begegnet der Erzähler einer unter der Erde lebenden Überrasse, den Vril-ya, die über eine geheimnisvolle Kraft namens Vril verfügten. Diese verleiht ihnen Macht über jede Form belebter oder unbelebter Materie und kann zur Heilung, zur Erweckung Toter oder zur Zerstörung eingesetzt werden. Ursprünglich ein Volk, das an der Erdoberfläche lebte, wurden die Vril-ya durch eine Naturkatastrophe vom Rest der Menschheit abgeschnitten und zogen in ein unterirdisches Höhlensystem, in dem sie eine neue Heimat fanden. Dort entwickelten sie sich in einer von Kriegen und gesellschaftlichen Umbrüchen gezeichneten Geschichte schließlich durch die Entdeckung einer neuen Naturkraft – der Vril-Kraft – zu einer egalitären, Eugenik praktizierenden Gesellschaft, die allen anderen Rassen überlegen ist. Durch den Kontakt mit dem Erzähler des Romans erfahren die Vril-ya von den Menschen, die an der Erdoberfläche leben und befragen ihn eingehend über die menschliche Gesellschaft. Dem Erzähler gelingt die Flucht aus dem Reich der Vril-ya und er warnt seine Leser am Ende des Romans vor der Gefahr, die von den Vril-ya für die Menschheit ausginge, sollten sie jemals an die Oberfläche zurückkehren.
Helena Blavatsky griff die Vril-Kraft in ihrem 1888 veröffentlichten zweiten Buch „Die Geheimlehre“ auf und brachte sie mit Atlantis in Verbindung: Die Einwohner von Atlantis hätten diese Kraft zum Bau kolossaler Bauwerke eingesetzt, doch mit dem Untergang von Atlantis sei das Wissen um ihre Nutzung verloren gegangen. Nur eine kleine Gruppe überlebender Priester bewahre dieses Wissen noch und gebe es von Generation zu Generation an Auserwählte weiter. Diese psychische Energie soll demnach die Beherrschung der gesamten Natur erlauben.
Im Jahre 1904 wurde in London eine Gesellschaft gegründet (der Vril-ya-Club), die sich mit derartigen Themen beschäftigt zu haben scheint und es erschienen in der Folge auch mehrere Bücher über diese Thematik.
Willy Ley, der nach Amerika emigrierte deutsche Raketenwissenschaftler, brachte nach dem Krieg erstmals die Legende einer deutschen Vril-Geselschaft auf und identifizierte sie als eine „Wahrheitsgesellschaft“, die nach dem VRIL suche. Daneben verbreitete Ley eine Reihe weiterer Legenden, wie etwa über die Pendelexperimente des OKM, oder die angeblichen Hohlwelt-Versuche von Fischer auf Rügen:
„Die nächste Gruppe gründete sich buchstäblich auf einen Roman. Diese Gruppe, die sich, glaube ich, selber Wahrheitsgesellschaft nannte, und die mehr oder weniger ihren Sitz in Berlin hatte, widmete ihre freie Zeit der Suche nach dem Vril. Ja, ihre Überzeugungen gründeten sich auf Bulwer-Lyttons „Das kommende Geschlecht“, „The Coming Race.“ Sie wußten, daß dieses Buch Fiktion war, .... Bulwer-Lytton hätte dieses Mittel gewählt, um die Wahrheit über diese „Kraft“ erzählen zu können. Die unterirdische Menschheit sei Unsinn, Vril sei es nicht, und es habe möglicherweise die Briten befähigt, welche dies als Staatsgeheimnis behandelten, ihr Kolonialimperium zusammenzutragen. Mit Sicherheit hätten es die Römer in kleine metallene Bälle eingeschlossen, welche ihre Häuser bewachten und die sie Laren nannten, gehabt. Aus einem Grund, der sich mir nicht erschließen mochte, könne das Geheimnis des Vril gefunden werden, indem man über die Struktur eines Apfels kontempliere, der in zwei Hälften geschnitten sei. Nein, ich mache hier keine Witze, dies wurde mit großer Feierlichkeit und unter Geheimhaltung erzählt. Solch eine Gruppe existierte tatsächlich, sie brachten sogar eine erste Ausgabe eines Magazins heraus, in dem ihr Glaubensbekenntnis proklamiert wurde. (Ich wünschte ich hätte einige dieser Dinge behalten, doch ergab es sich , daß ich genug Bücher herausschmuggeln mußte.)“
1960 weiteten die französischen Autoren Louis Pauwels und Jacques Bergier die Thesen Leys zur Legende aus, die NS-Führungsriege habe versucht, Allianzen mit übernatürlichen Mächten einzugehen. In diesen Bestrebungen habe die okkulte Geheimgesellschaft „Vril-Gesellschaft“ oder auch „Die Loge der Brüder vom Licht“ eine zentrale Rolle gespielt. Die „Vril-Gesellschaft“ habe enge Kontakte zur Theosophischen Gesellschaft, den Rosenkreuzern und insbesondere zur Thule-Gesellschaft unterhalten und sei eine wichtige NS-Organisation gewesen.
Norbert Jürgen Ratthofer, einer der Pioniere der Flugscheiben-Aldebaran-Legenden, verband in Anlehnung an Wilhelm Landig den Mythos der Schwarzen Sonne mit dem Ursprung der Flugscheibentechnologie.
Die eigentliche Inspiration zum Bau einer Flugscheibe stamme demnach ebenso wie die Vorstellung der Schwarzen Sonne aus dem Altertum. So sollen die in sumerischen und indischen Texten beschriebenen Luftschiffe der Götter tatsächlich Raumfahrzeuge der Aldebaraner - Bewohnern eines anderen Sternensystems - gewesen sein, deren Kunde sich in den esoterischen Gesellschaften erhalten hätte. Über eine deutsche Sektion der Tempelritter sei dieses Wissen schließlich bei einer Okkultgruppe gelandet, die sich später Vril-Gesellschaft nannte. Diese wäre ursprünglich eine Unterorganisation der Thule-Gesellschaft gewesen bevor sie sich abgetrennt hätte. Bereits seit den 20er Jahren habe sie sich mit der Konstruktion von Flugscheiben befaßt und erstmals 1934 eine flugfähige Flugscheibe gebaut.
Nach Ratthofer sei die aus Zagreb (Kroatien) stammende Maria Oršič an der Gründung der „Vril-Gesellschaft“ beteiligt gewesen und habe auch den spiritistischen Kontakt zu den Bewohnern von Aldebaran hergestellt.
Als Belege des Autoren dienen qualitativ mangelhafte Fotographien und Dokumente, deren Authentizität nicht nachprüfbar und mehr als fraglich ist.  
Am Ende der Ausführungen Ratthofers steht die Ankündigung des Eintreffens der von der Vril-Gesellschaft herbeigerufenen Raumflotte der Aldebaraner, die den „in innerirdischen Basen ausharrenden irdischen Hütern der sumerisch-templerischen Vril-Tradition“ im Kampf gegen die Siegermächte des 2. Weltkrieges zu Hilfe eile.  
In einem später im Internet verbreiteten Text ohne Verfasserangabe wird die Figur der Maria Oršič von einer Nebenfigur zu einer zentralen Protagonistin. Danach habe die aus Wien stammende Oršic 1919 oder 1921 in München die „Alldeutsche Gesellschaft für Metaphysik“ gegründet, die mit der „Vril-Gesellschaft“ verknüpft gewesen sei. Die ursprünglich ausschließlich weiblichen Mitglieder dieser Gesellschaft hätten sich diesem Text zufolge mit magischen Energien befaßt, die in Verbindung zur „Vril-Kraft“ stünden. In Zusammenhang mit der Nutzung jener „schwingungsmagischen“ Energien habe der Protest gegen die Kurzhaarmode der zwanziger Jahre und das Tragen von Langhaarfrisuren eine bedeutende Rolle gespielt. Diese Energien sollten auch zum Antrieb von sog. „Jenseitsflugmaschinen“ dienen, in deren Konstruktion sie involviert gewesen seien. Dem Text zufolge hätten sich aus der „Alldeutschen Gesellschaft für Metaphysik“ später die „Antriebstechnischen Werkstätten“ gebildet. Dort seien weitere Wissenschaftler und Techniker, darunter ein Münchner Professor namens „W. O. Schumann“, an der Entwicklung von Reichsflugscheiben und anderen Rüstungsvorhaben beteiligt gewesen.
Heute findet sich neben der genannten noch eine weitere Quelle, die allerhand Informationen über die Vril-Gesellschaft alias „Alldeutsche Gesellschaft für Metaphysik“ und die verwandte, vorgebliche „Kampfmagische Vereinigung Isais-Bund“, die sich von der Vril abspaltete, verbreitet.
Hier finden sich neben Texten, die über vermeintliche Hintergründe der Vril-Gesellschaft aufklären, auch jede Menge Bilder von hübschen Models, teils vor Flugscheiben drapiert. Allen Ernstes wird hier spekuliert, ob es sich um Originalfotos von Vril- bzw. Isais-Damen handeln könnte, obgleich jeder Laie die Montage der Bilder erkennen kann: sowohl was die Art der dargestellten Frauen im Stile moderner Modehäuser als auch die Kleidung oder Frisur betrifft, ganz zu schweigen von der Fotoqualität, deutet aber auch jedes Detail auf eine Manipulation der Bilder hin. Nichts desto trotz spinnen die Schreiber einen regelrechten Roman zusammen, ohne auch nur einzige Quelle zu nennen, abgesehen von dem vagen Hinweis auf „noch lebende Zeitzeuginnen“ oder ein Stück Papier mit Skizze unbekannter Herkunft:
„Im allgemeinen beginnt für interessierte Menschen, welche die diesbezüglich greifbaren Quellen für sich zu erschließen verstanden, die Geschichte der „Vril-Gesellschaft“ im Mai 1919 in München, basierend auf Ideen, die bereits im Jahre 1917 in Wien mit an der Sache beteiligten Personen besprochen worden waren. Der erste Rahmen in München war der Thule-Orden, aus dem sich der Kreis aber noch im selben Jahr verselbständigte. Es entstand die „Alldeutsche Gesellschaft für Metaphysik VRI-IL“. So lautete die vollständige Bezeichnung, und das VRI-IL zeigt, wie nahe doch die Panbabylonische Gesellschaft war.“ Und an anderer Stelle heißt es:
„Der Begriff Vril, von dem wir sprechen, hat einen ganz anderen, einen viel älteren Ursprung. Es ist aus den akkadischen (babylonischen) Worten „vri“ (wie/gleichend) und „Il“ (absolute Gottheit) gebildet. Vri Il bedeutet also in etwa so viel wie: Der absoluten Gottheit gleich. So ist die erste Schreibweise dieser sumerischen Worte im Deutschen auch „Vri-Il“ gewesen, dann zusammengezogen zu, „VriIl“, und schließlich, erst um etwa 1900, kam es im Kreise der Panbabylonischen Gesellschaft (Berlin-Wien) zu der vereinfachten Schreibform, „Vril“.
Dies sind zugegebenermaßen interessante und teilweise auch nachvollziehbare Aussagen, was aber nicht davon ablenken kann, daß das ganze insgesamt an eine inszenierte Romanhandlung erinnert, die mithilfe realer alter Überlieferungen auf authentisch getrimmt werden soll. Stets lassen die Autoren, wie übrigens bereits Ratthofer, durchblicken, daß es keine oder kaum Quellen gibt, weshalb es sich auch anders als dort beschrieben abgespielt haben könnte. Allein stellt sich die Frage, welchen Zweck die Autoren verfolgen. Ein den Nationalsozialismus verklärendes Motiv, wie es noch Ratthofer unterstellt wurde,  scheint jedenfalls auszuscheiden.   
Ist also die Vril-Gesellschaft lediglich ein Mythos?
Wahrscheinlich nicht, wie Dr. Peter Bahn, der bislang einzige Verfasser einer seriösen Darstellung der Vril-Thematik, herausfand. Tatsächlich befaßte sich Bulwer-Lytton mit okkultistischen Themen und dürfte um 1850 als „Adept in Abwesenheit“ in die seit dem 18. Jahrhundert bestehende Frankfurter Rosenkreuzer-Loge „Karl zum aufgehenden Licht“ aufgenommen worden sein. Dabei unterhielt er auch persönliche Kontakte zu dem bekannten Okkultisten Eliphas Levi sowie zur englischen Rosenkreuzer-Gründung „Societas Rosicruciana in Anglia (S.R.i.A.) Ein Mitglied dieser Organisation berichtete als Verbindungsmann zu anderen Logen-Bünden von einem in Paris ansässigen „Orden der Brüder des Lichtes“, der mit einem ebenfalls genannten „Orden der Brüder des Hakenkreuzes“ identisch sein könnte.   Die Kenntnisse, die Bulwer-Lytton aus seinen okkulten Verbindungen erlangte, verwendete er zweifellos auch als Stoff seiner Romane. Die von ihm beschriebene Vril-Kraft, ein „Fluidum, mit dem man auf alles Seiende in der Natur, ob  leblos oder lebendig, den mächtigsten Einfluß ausüben“ könne, war dabei ein Element dieser Erkenntnisse. Sie soll sowohl heilende, als auch zerstörerische Kräfte enthalten haben, ermöglichte die Erzeugung  künstlichen Lichtes und versetzte den Anwender in die Lage, zu fliegen - ein Grundkonzept, das uns bereits bei der Betrachtung des „Strahlengerätes“ des Obersten Schröder-Stranz begegnet ist, der sich wohl hier inspirieren ließ.   
Der Grundgedanke einer solchen Kraft, eines Fluidums, war unter verschiedenen Begriffen im 19. Jahrhundert bekannt. Sowohl als „Mesmerismus“ bzw.„animalischer Magnetismus“ - einer magnetischen Kraft, die Störungen der harmonischen Verteilung der das gesamte Weltall durchziehenden Feinstoffe beseitigen sollte -  als auch unter der Bezeichnung „Od“, die von Karl Freiherr von Reichenbach stammt und als „das ganze Weltall umspannende Kraft“ bezeichnet wurde.
Insbesondere innerhalb der alchimistischen Bünde befaßte man sich eingehend mit der Konzeption dieser Urkraft. Der Begriff Vril könnte sich daher von der alchimistischen Formel „Vitriol“ herleiten - „Visita Interiora Terrae Rectificando Invenies Occultum Lapidem“ („Suche das Untere der Erde auf, vervollkommne es, und du wirst den verborgenen Stein finden“ - d.i. der „Stein der Weisen“).  
In Deutschland wurde diese Vril-Kraft in zwei Broschüren der „Reichsarbeitsgemeinschaft Das kommende Deutschland“ näher erläutert: „Weltdynamismus“ und „Vril. Die kosmische Urkraft“. Bei dieser Gruppierung handelt es sich gemäß Bahn mutmaßlich um jene von Ley genannte „Wahrheitsgesellschaft“. So erwähnte Ley als spezifische Eigenheit dieser Gruppe, die Nutzung eines aufgeschnittenen Apfels, um den Geheimnissen der Vril-Technik näher zu kommen. Diese von Pauwels / Bergier und späteren Adepten blumig ausgeschmückte Detail begegnet dem Leser auch in der Schrift der Reichsarbeitsgemeinschaft „Weltdynamismus“:
„Nun nehmen wir ein Messer und schneiden den Apfel vertikal auf. Dieser Schnitt wird in der Richtung Stengel-Narbe geführt. Vor uns liegt ein zweipoliges (bipolares) Kraftfeld, dessen Kraftlinien von einer Indifferentialzone (Verbindungslinie zwischen Stengel und Narbe!) gegen die Peripherie (Apfelumfang) doppelkreisförmig verstreben. Das Fruchtfleisch des Apfels führt uns dies in seinem Aufbau sinnfällig vor Augen! ..... Unser E r d b a l l besitzt dieselbe Struktur, wie wir sie im vertikal aufgeschnittenen Apfel vor Augen haben. Welt - Fruchtfleisch ... ist die atmosphärische Globen-Hülle! Narben und Stengelpol sind analog dem Nord- und Südpol der magnetischen Erdachse, wobei der Nordpol die Anode (positiv) und der Südpol die Kathode (negativ) repräsentiert. Aus einem „relativen Nichts“ wurde vor Urzeiten - wie eingangs dieses Kapitels bereits besprochen - die physische Schöpfung unserer Welt ermöglicht. Dieses „Nichts“ ist der mit psycho-physischen Energien gespannte kosmische Stoff-Leerraum, aus welchem durch den Impuls des schöpferischen Allgeistes (Logos) alle Welten in ihrer stofflichen Bipolarität geboren wurden. “  
„Wer das Geheimnis des „Weltapfels“ richtig zu enträtseln vermag,“ so die Verfasser, „hat wahrlich die Frucht vom Baume der Erkenntnis gebrochen und vermag in die kosmischen Zusammenhänge der göttlichen Schöpfung Einblick zu nehmen“, nämlich, „daß Gott-Natur tatsächlich im Kleinsten wie im Größten stets gleichartig schafft - und der Weltgeist nach dem Ausspruch des großen Eingeweihten Hermes Trismegistos, seinen Plan nach dem Grundsatz: ,Wie oben, so unten!‘ verwirklicht hat.“
Von diesen Erkenntnissen ausgehend, entwickeln die Verfasser weitere energetische Theorien, die einen alternativen Ansatz innerhalb der  Naturwissenschaften und Technik verkörpern, der sowohl an den bereits erwähnten Österreichischen Ingenieur Victor Schauberger erinnert, als auch an die Arbeiten Karl Schappellers. Eine direkte Verbindung zwischen Schappellers Raumkraft und den Arbeiten der „Reichsarbeitsgemeinschaft“ besteht in der Person Fritz Kleins, aus dessen Buch „Logos und Bios“ ein Vorauszug in der Raumkraft-Schrift enthalten war. Die späteren Broschüren der Reichsarbeitsgemeinschaft Vril und Weltdynamismus enthalten jeweils Hinweise auf Kleins Buch, das als „grundlegendes neuphilosophisches Werk“ gepriesen wird.  
„Festzuhalten bleibt also“, so Peter Bahn in seiner Vril-Studie, „daß um 1930 in Berlin tatsächlich eine Gruppe existierte, die sich mit alternativen Formen der Energiegewinnung befaßte und dabei auf Bulwer-Lyttons Begriff des Vril und bestimmte mythologische und philosophische Überlieferungen - nicht zuletzt aus dem Bereich der Alchemie - zurückgriff.“ Über die Gründung dieser Gruppe zitiert der bereits erwähnte Autor Joscelyn Godwin zwei französische Autoren:: Jean-Claude Frere, der behauptet, die Gründung sei durch Berliner Rosenkreuzer nach dem Besuch einer Vorlesung Louis Jacolliots erfolgt. Francois Dumas behauptet dagegen ungleich reißerischer, die Gruppe wurde direkt durch indische Brahmanen illuminiert.
Während die zweite Aussage zu vernachlässigen ist, führt uns erstere erneut zu den Rosenkreuzern, die zweifellos eine bedeutende Rolle bei der Entstehung deutscher Okkultgruppen spielten - auch Rudolf von Sebottendorf war, wie oben erwähnt, Rosenkreuzer!
Bei Dr. Bahn bleibt indes eine Vereinigung unerwähnt, die sich tatsächlich „Gemeinde der Wahrheit“ nannte, allerdings nicht in Berlin, wie Ley angab, sondern in Wien beheimatet war. Ein gewisser Karl Karnik hat im Rahmen dieser Gemeinde zwei Broschüren verfaßt, die in der Nationalbibliothek Leipzig zu finden sind. Anhand der Veröffentlichungsdaten muß die Gesellschaft etwa zwischen 1923 und 1934 bestanden haben. Hier läßt sich allerdings kein Hinweis auf Vril-Kraft oder irgendetwas in der Art feststellen, so daß eine Verbindung zur „Vril-Gesellschaft“ fraglich bleibt - auch der Name muß dabei kein zwingendes Indiz sein, denn die Bezeichnung „Bund / Gemeinde / Orden der Wahrheit“ taucht in der Esoterikszene desöfteren auf.
Ein bislang ebenfalls nicht beachtetes Detail in dieser Frage ist auch die Existenz einer Frauen-Loge der „Okzidentalischen Gruppe für esoterische Studien“ George Montis, die sich tatsächlich „Isis-Loge“ nannte. Diese Gruppe wiederum stand über Gaston De Mengel, neben Monti Mitbegründer dieser Gesellschaft, in direkter Verbindung zur Bruderschaft der Polaires. Allerdings bestehen keine Anhaltspunkte dafür, daß sich die Gruppe mit babylonischen Mysterien oder gar Flugscheiben befaßte. Vielmehr war der Zweck der Okzidentalen Gruppe, eine „Aussöhnung der Kirchen und Einweihungszentren“ zu fördern als Grundlage weltweiten Friedens, wobei intern auch der „ägyptische Ritus“ als erfolgversprechend gerühmt wurde.      

[zurück]

Bestellen

 

© 2013 Parzifal Gestaltung: Druckfahne Medien. Template Idee: ChocoTemplates.com